Wien - Warschau 1993

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Zähler: 52
Montag, 2. August 1993

Abfahrt vom Wiener Westbahnhof auf der Bundesstraße 8 bei starkem Gegenwind nach Gänserndorf. Nach einem einfachen Mittagessen und bei ruhigem Verkehr geht es das Weinviertel durch. Vorbei an dem Denkmal für die Schlacht bei Dürnkrut
Es ist sehr heiß. Von der Straße aus hat man einen schönen Blick über die March-Auen. 
Bei Reintal fahre über ich über die Grenze nach die Tschechien. Dort tausche ich Schilling in tschechische Kronen. Tschechoslowakische Währung vom Urlaub ein Jahr zuvor gilt nicht mehr. Slowakei und Tschechien haben sich am 1.1.1993 geteilt und getrennte Währungen. 
Im Hotel Panon in Hodonin finde ich Unterkunft (715 Kronen = 310 ATS). Ich muss dort mit DM bezahlen, da die tschechische Währung dort noch nichts galt. Die alten Münzen waren sowieso ungültig. Ich konnte gerade noch mit dem letzten Rest gültiger Münzen das Abendessen zahlen. 
Gesamt 118 km
Dienstag, 3. August 1993
Nach einer gestörten Nachtruhe (Flöhe, Motor in einer nahen Fabrik) bin ich früh aufgestanden. Trotz (tschechoslowakischer) Kronen kann ich mir kein Frühstück leisten. Gleich nach Hodonin ist die Grenze in die Slowakei (provisorisch angelegt, noch nicht einmal Stempel für meinen Reisepass gibt es). Über Holic bin ich gleich bei Skalica raus aus der Slowakei - wieder ohne Stempel. In Straznice finde ich endlich eine Bank - Geld wechseln und was zum Essen kaufen ist eins. 
In Uherske Radiste mache ich im schattigen Park Mittagspause. Nach Kromeriz beginnt es hügelig zu werden, ich verlasse das Tal der March (Morava), das ich seit dem Weinviertel bergauf gefahren bin. Immer hügeliger wird es. Prerov, Lipnik und Hradice haben ein sehr nettes Stadtbild. 
Endlich - nach dem x.ten Hügel - erscheint Novy Jicin. Ich finde ein Hotel mit Freibad - herrlich. 
Zwischen Prerov und Novy Jicin verläuft die europäische Wasserscheide zwischen Donau und Oder.
Gefahrene Kilometer: 160
Mittwoch, 4. August 1993
Heiss ist es schon in der Früh. In Pribor - der Geburtsstadt von Sigmund Freud - erhole ich mich bei meinem Frühstück - Käse, Brot, Mineralwasser. Und da finde ich ein Klo-Häusl - gepflegt von zwei älteren Herrn. Diese erzählen mir gleich begeistert von ihrer Fahrt nach Österreich. Sie sind Mitglieder des lokalen Orchesters und Chors und haben auch gleich ihre Chor-Wimpeln dabei und ich bekomme auch einen. 
Weiter in der Hitze fahre ich über Ostrava (Ostrau) (Bei McDonalds findet man immer saubere WC - 1 Big Mäc 48 Kronen = 16 ATS) zur polnische Grenze bei Bohumin. 
Die Finanzen plagen mich etwas - an der Grenze werden keine Dollar-Reisegutscheine angenommen, dafür aber werd ich einen Teil meiner tschechischen Kronen los. Der Versuch die tschechoslowakischen Kronen anzubringen, schlägt fehl. 1000 Zloty = 1 ATS.
Im Park beim Rathaus von Wodzislaw mache ich Pause. In großer Hitze fahre ich dann weiter und komme erst um 20.00 Uhr in Tarnowskie Gory (= Tarnowitz) an.
An diesem Tag sind mir 8 Pilgergruppen zu Fuß in Richtung Tschenstochau untergekommen. Betend, singend, aber auch schwätzend und lachend waren jeweils ca. 300 Jugendliche und Erwachsene unterwegs.
Gefahrene Kilometer: 125

Donnerstag, 5. August 1993
Um 8.00 Uhr bin ich los. Da es bewölkt ist, fühle ich mich heute besser. Seit Wodzislaw geht es immer bergauf und  bergab. In Tschenstochau (Czestochowa) gehe ich in die Kirche. Es wird gerade ein Gottesdienst abgehalten, daher warte ich, um zum Gnadenbild der Mutter Gottes vorzustoßen. Aber gleich nach dem Ende des Gottesdienstes beginnt der nächste. Massen von Leuten drängen sich in der Kirche. Beim Gnadenbild ist um den Altar ein Rundgang zu machen. Dabei rutschen viele Leute auf den Knien unter dem Bild hindurch. Natürlich findet sich ganz hinten ein Behälter für Spenden - der ist ganz voll Geldscheinen. Irgendwie ist diese religiöse Ballung unheimlich. Geschäftemacherei geht bis in die Kirche. Andenkengeschäfte bieten jeden nur denkbaren Schmarren an.
Zäh geht es dann bei großer Hitze nach Radomsko und weiter nach Piotrkow Trybunalski. Im "Sporthotel" finde ich eine einfache Unterkunft. Es geht nur das warme Wasser (bei der Hitze tagsüber ein unnötiger Luxus), die Badewanne ist einen Stock höher und das Bett hängt durch. In der Nacht gibt es ein Gewitter ab.
Gefahrene Kilometer: 143
Freitag, 6. August 1993
Um 5.00 Uhr werde ich von einer abreisenden Gruppe geweckt. Gleich stehe ich auch auf und stürze mich um 1/2 6 Uhr aufs Rad. In Rawa Mazowiecki mache ich Frühstückspause und um 12:30 Uhr bin ich in Warschau. Das Rad gebe ich gleich in der Gepäcksaufbewahrung ab und dann gehe ich auf Quartiersuche. "Holiday Inn" ist zu teuer, Vor dem Metropol-Hotel fängt mich Herr Prcak Edward, ul. Dwernickiego 16 ab und bietet mir etwas ausserhalb des Zentrum ein Bett an (40 DM). Ich werde im Wohnzimmer untergebracht. Nach Brausen und Umziehen erkunde ich die Stadt. Ich kaufe gleich die Fahrkarte nach Zell am See.
Gefahrene Kilometer: 134
Samstag, 7. August 1993
Das Rad aufgeben ist manchmal eine bürokratische Tortur - aber da sind sich viele Staaten (besonders in Osteuropa) ähnlich: Am Schalter benötigt die Dame 10 Minuten,  um ein einfaches Formular auszufüllen. Damit muss ich zum Zoll. Dort komme ich ins Büro und warte bis ein junger Schnösel einen Eintrag in sein Buch macht (Pass vorlegen). Dann holt seine Kollegin einen Stempel, er stempelt den Radschein, dann holt er ein (Papier)Siegel, klebt es auf und dann muss noch seine Kollegin gegenzeichnen.
Aber dann geht es schnell: Ab Warschau 8.55 Uhr, an Wien 17:00 Uhr, ab Wien 18:40 Uhr, an Zell am See 23:40 Uhr